Die Seele von Räumen verstehen

In dritter Generation setzt Victoria Lettl als Geschäftsführerin mit handwerklicher Exzellenz Innen- und Außenräume in Szene

Seit 1960 hat das Einrichten in der Starnberger Hauptstraße ein gutes Zuhause. In dritter Generation setzt Victoria Lettl seit 2007 als Geschäftsführerin die Familientradition fort - mit handwerklicher Exzellenz, kreativem Einrichtungsgeist und einem zuverlässigen Top-Team. 

Seeleben: Frau Lettl, im letzten Jahr war Ihr 15jähriges Jubiläum. Eigentlich ein Grund zum Feiern, oder?

Victoria Lettl: Eigentlich schon, aber durch Corona war in den letzten Jahren alles ein bisschen anders. Da sind viele Feiern flachgefallen. Und wir haben diese Phase dazu genutzt, uns darauf zu konzentrieren, wohin wir uns in Zukunft entwickeln wollen.  Wir fanden eine Erneuerung wichtig und haben den Fokus auf das gesetzt, was unsere Kernkompetenz ist: die textile Gestaltung.

Seeleben:  War der Umbau des Ladens, den Sie 2021 durchgeführt haben, dazu nötig?

Victoria Lettl: Vielleicht nicht zwingend nötig, aber aus unserer Sicht schon wichtig. Ein wesentlicher Gedanke war, unser Tun und Können direkt sichtbar zu machen. Handarbeit ist eine zentrale Kernkompetenz unseres Hauses. Darum haben wir unser Nähatelier direkt hierher verlagert. Durch eine große verglaste Werkstatt-Schiebetür kann man das Atelier betreten und sehen, wie hier gearbeitet wird. Man kann unserem Team im wahrsten Sinn des Wortes auf die Finger gucken.

Seeleben: Der Laden ist weitläufiger und großzügiger als vorher – aber flächenmäßig ist doch nichts dazu gekommen?

Victoria Lettl: Nein, die Grundfläche ist dieselbe geblieben. Aber der großzügige Charakter ist genau das, was wir wollten. Besucher sollen das Willkommens-Gefühl einer Hotel-Lobby erleben, wenn Sie den Laden betreten und sich zwischen Stoffen bewegen können. Dazu haben wir eine großzügige Ladentheke als zentrales Element angelegt, kleinteilige Accessoires aus dem Sortiment genommen und durch die Werkstatt-Glastür Transparenz geschaffen. Erfreulicherweise sind wir dafür auch mit dem Stern der Ladengestaltung ausgezeichnet worden.

Seeleben: Es lässt einem tatsächlich hervorragend Raum, Stoffe und Materialien optimal wahrnehmen, ansehen und ausbreiten zu können. Aber bedeutet die Konzentration auf textile Gestaltung, dass Sie alle anderen Einrichtungsthemen nicht mehr übernehmen?

Victoria Lettl: Nein, keineswegs. Unser Team besteht aus derzeit neun MitarbeiterInnen, mit denen wir das gesamte Spektrum der Einrichtung abdecken. Ob Boden, Gardinen oder Aufpolstern. Ob Markisen, Gartenmobiliar oder Kissen. Häufig werden wir auch mit Gesamtkonzepten beauftragt. Das macht auch absolut Sinn, wenn man zum Beispiel beim neuen Bodenbelag den Gesamtraum mit betrachtet.

Seeleben: Betrifft das dann die Einrichtung von Neubauten oder die Umgestaltung von Bestandsbauten?

Victoria Lettl: Beides. Gerade bei Bestandsbauten, die ja bereits komplett eingerichtet sind, kommt es auf Fachwissen und Erfahrung an. Das Verstehen und richtige Interpretieren der Kundenwünsche, der Blick für das Mögliche, das Wissen ums Machbare, das handwerkliche Können und die Kreativität, das alles optimal zusammenzubringen, macht dann den Mehrwert für den Kunden aus.

Seeleben: Und es ist ja auch eine Kostenfrage; allerorts schießen die Materialkosten in die Höhe …

Victoria Lettl: Absolut. Ohne Sensibilität für Kosten ist eine Beratung nicht rund. Das gehört zu dem Punkt „Wünsche und Machbarkeit“. Man muss immer auch Alternativen andenken und anbieten können. Manchmal gehört gerade auch der Erhalt von bestimmten Elementen oder Mobiliar dazu. Ein Sofa neu zu beziehen, ein Erbstück aufzupolstern. Da spielt emotionaler Wert eine Rolle, aber es ist auch ein echtes Stück Nachhaltigkeit.

Seeleben: Apropos Nachhaltigkeit, woher stammen Ihre Stoffe?

Victoria Lettl: Es sind alles zertifizierte Stoffe, die aus verschiedenen Ländern kommen. Frankreich, Italien, England, Türkei und bestickte Stoffe aus Indien – jedes Land mit seinen Manufakturen und seiner Kultur hat ganz eigenen Qualitäten, Designs, Dessins und Vorteile.

Seeleben: Zum Abschluss noch eine Trendfrage: was ist bei Interior, Mustern und Einrichtung derzeit besonders angesagt?

Victoria Lettl: Bei der Einrichtung sind die Trends nicht so schnelllebig wie bei Fashion. Natürlich sind immer mal bestimmte Farben oder Muster „in“ und es springen einem tolle Ideen aus Interior Magazinen ins Auge. Aber wenn‘s ums eigene Zuhause geht, plant man für eine längere Dauer.  An einer kunterbunt floralen oder grafischen Tapete hat man sich schnell satt gesehen und darum geht es mehr darum, ein gutes farbliches Basiskonzept zu haben und Akzente zu setzten: besondere Tapeten auf begrenzten Wandpartien, besondere Teppiche, Gardinen oder Kissen. Da schließt sich dann der Kreis zu Individualität, Nachhaltigkeit und vernünftigem Investment.