Parfum in neuer Dimension

Gar nicht weit von hier (in München am Gärtnerplatz) finden DutftliebhaberInnen bei Parfums uniques ein kleines, geheimes Paradies finden. Ein Gespräch mit der Duft-Kuratorin Eva Bogner.

Erfreulich unerwartet, beglückend überraschend: 
Neuland für Duftentdecker

Dieser Ort ist eine echte, einzigartige Nische für duftbegeisterte IndividualistInnen: Parfums Uniques in Münchens Gärtnerplatzviertel begeistert in cleanem Galerie-Ambiente mit außergewöhnlichen, raren Duftkreationen, jenseits des konventionellen Duftstroms. Wie wählt Duft-Kuratorin Eva Bogner diese olfaktorischen Schätze aus? 

Starnberger Seeleben: Duftstoffe gehören zu unserem Alltagsleben und überfluten uns manchmal regelrecht - sind unsere Nasen nicht längst verdorben? 

Eva Bogner: Verdorben würde ich nicht sagen, allerdings tendiert die Mehrheit von uns dazu, die Feinheiten bei Gerüchen nicht mehr wahrzunehmen. Man kann dies trainieren.

Starnberger Seeleben: Der Begriff „Nischenduft“, ursprünglich für seltene, ausgefallene Düfte geltend, hat die Nische längst verlassen und große Marken erreicht. Mit welchem Begriff würden Sie die Düfte Ihres Sortiments am ehesten zusammenfassen? 

Eva Bogner: Unsere Düfte würde ich weiterhin als Nischenparfums bezeichnen, da der Begriff ja alles das impliziert, was unsere Marken ausmacht: beste Qualität, beste Parfumeure, Freiheit in der Kreation und vor allem nur wenige Verkaufsstellen weltweit. Aber vielleicht passt das Wort „Ultra-Nische“ noch besser.

Starnberger Seeleben: In Ihrem Portfolio finden sich Namen, die selbst für DuftliebhaberInnen und Kenner neu sind. Wie finden Sie dieses unbekannten, besonderen Duftschätze? 

Eva Bogner: Durch ein sorgsam erarbeitetes Netzwerk. 

Starnberger Seeleben: Ihre handverlesene Auswahl umfasst kontroverse Düfte. Was muss ein Duft grundsätzlich mitbringen oder in Ihnen auslösen, damit er bei Ihnen einziehen darf? 

Eva Bogner: Qualität und immer wieder Qualität. Und im besten Falle sollte es eine Kreation sein, die man so noch nie gerochen hat, die mein Herz berührt. 

Starnberger Seeleben: Welcher Parfumeur bzw. Parfumeurin hat sie am meisten oder bisher nachhaltigsten beeindruckt?

Eva Bogner: Diese Frage kann ich nicht beantworten. Da gibt es nicht nur eine/einen Parfumeur, dessen Arbeiten ich sehr schätze. 

Starnberger Seeleben: Ihr subtil zusammengestelltes Portfolio besonderer Duftkreationen ist das eine. Das andere ist Ihre Kunst der Übersetzung oder, vielleicht noch treffender, des Matchings. Wie und wann entsteht dieser Moment, an dem Sie denken: dieser Mensch und dieser Duft, das könnte perfekt passen?

Eva Bogner: Vielen Dank. Ich, und übrigens auch mein wunderbares Team, kenne natürlich alle Düfte, die wir führen, aus dem Effeff. Nachdem ich mit dem Kunden über diverse Dinge gesprochen habe, entsteht ein Bild und man wagt sich an die Präsentation des ersten Parfums. 

Starnberger Seeleben: Sie kennen die Parfumeure und Manufakturen Ihrer Düfte persönlich. Würden Sie die Persönlichkeit des Kreateurs als wesentliche Ingredienz eines Duftwerks bezeichnen? 

Eva Bogner: So wie ein Komponist oder ein Maler seinen ganz eigenen Stil pflegt, so hat auch ein Parfumeur seine ganz eigene Art einen Duft zu kreieren.  Und nur in der Nische ist es ihm erlaubt, alles zu machen, wonach ihm ist. Z.B. bei sogenannten Designer-Düften sollte der Parfumeur einer Vorgabe folgen, damit sich das Parfum gut verkauft. 

Starnberger Seeleben: Haben Sie selbst einen Signature-Duft oder welche Duftrichtung entspricht Ihrer Persönlichkeit?

Eva Bogner: Ich habe das Glück jeden Tag einen neuen Duft tragen zu können und zelebriere dies auch. Allerdings gibt es einen Inhaltsstoff, den ich sehr liebe: die Tuberose. 

Starnberger Seeleben: Waren Sie je in Versuchung, selbst einen Duft zu kreieren oder haben das in Zukunft vielleicht sogar vor? 

Eva Bogner: Nein. Da ich eine Perfektionistin bin, würde ich versuchen, den für mich „besten Duft der Welt“ kreieren zu lassen. Danach könnte ich ja nur mehr „mein Parfum“ verkaufen und nicht mehr all die wundervollen Parfums in unserem Laden.

Fotos © David Koplin