Preisverleihung 2023 mit Stephan Fuchs (KSKSME) und Festivalleiter Matthias Helwig (Foto: © Jörg Reuther)
Das heuer zum 18. Mal stattfindende Fünf Seen Filmfestival weiß noch nicht, ob es auch 2025 sein kulturelles Leuchtturmlicht über den See werfen kann. Denn angesichts aktueller Fördermittelkürzungen benötigt es wertschätzende Förderung, um als jährlich cineastischer Magnet weiterzubestehen.
Für die Kreissparkasse Starnberg München Ebersberg gehört Kulturförderung zum Selbstverständnis. Warum das so ist, und welche außergewöhnlichen Momente das schenken kann, verrät Michael Baier (KSKMSE) im Gespräch mit dem Seeleben.
Starnberger Seeleben: Eigentlich sind Kultur und Finanzen völlig artfremde Bereiche. Dennoch ist die Sparkassen-Finanzgruppe bundesweit der größte nicht-öffentliche Kulturförderer. Welche Motivation liegt diesem Investment zugrunde?
Michael Baier, KSKMSE: Zunächst fördern wir nicht nur Kultur, sondern auch Sport und viele andere ehrenamtliche Organisationen, Vereine und Projekte. Dies macht die Kreissparkasse zu einem der wichtigsten Förderer von Kultur, Bildung, Sport und Sozialem in den Landkreisen München, Starnberg und Ebersberg. Mit unserer Unterstützung wollen wir dazu beitragen, dass unser gesellschaftliches Leben vielfältig bleibt. Kultur, aber auch Sport und viele andere Projekte bringen die Menschen zusammen und das ist gerade in den heutigen aufgeregten Zeiten wichtiger denn je. Eine Verringerung des Angebotes kann fatale Folgen haben und wir wollen einen Beitrag leisten, um dem zu begegnen.
Starnberger Seeleben: Derzeit wimmelt es überall von Sparmaßnahmen und Einsparungen. Gerade Vereinen und Institutionen wurden regionale Förderungen teilweise drastisch gekürzt. Mussten auch Sie Ihr Förder-Budget reduzieren?
Alljährliches Final-Highlight: Preiseverleihung auf dem Fünf Seen Filmfestival (Foto: © Pavel Broz)
Michael Baier, KSKMSE: Die Kreissparkasse engagiert sich unmittelbar und mit ihren vier Stiftungen für die Region und die Menschen, die hier leben. Jährlich unterstützen wir etwa 600 Projekte von Vereinen und Initiativen durch Spenden und Sponsoring. Zahlreiche soziale Einrichtungen, kulturelle Institutionen und Sportvereine profitieren von deutlich mehr als 1 Million Euro Fördermitteln jährlich. Dies war übrigens auch zu Corona-Zeiten so und daran hat sich nichts geändert. Unser Budget ist nicht reduziert, allerdings steigt die Zahl der Anfragen eben auch durch die Kürzungen der öffentlichen Hand in diesem Bereich. Diese Kürzungen können wir jedoch nicht ausgleichen. Wir versuchen vielmehr, so gut es geht, so viele Institutionen wie möglich in unserer Region zu unterstützen und zu fördern.
Starnberger Seeleben: Kultur gehört meist zu den ersten Opfern, wenn Städte und Gemeinden den Rotstift ansetzen müssen. Damit ist sie partiell permanent vom Aussterben bedroht. Angesichts all der Bereiche, in denen Gelder fehlen: hat Kultur überhaupt eine Überlebenschance?
Michael Baier, KSKMSE: Ohne Kultur wäre unsere Gesellschaft ärmer, denn Kultur bedeutet auch Austausch untereinander zu unterschiedlichsten Themen. Auch wenn sich die Zeiten ändern und vielleicht neue Herangehensweisen gefunden werden müssen: Die Kultur wird immer überleben, denn sie ist Bestandteil unseres täglichen Lebens, unseres Miteinanders und natürlich auch unserer Freizeitgestaltung.
Starnberger Seeleben: Ein konkretes Beispiel für Kultur in akuter Lebens-Gefahr ist das Fünf Seen Filmfestival, das Sie bereits lange Jahre fördernd begleiten. Aus dieser Historie heraus: was macht das Festival zum wertvollen Kulturgut?
Michael Baier, KSKMSE: Das FSFF hat sich zu einem Leuchtturmprojekt für den Landkreis Starnberg und weit über dessen Grenzen hinaus entwickelt. Es ist ein fester Bestandteil des Jahreskalenders und was wäre der Landkreis ohne dieses Festival? Was Matthias Helwig und sein Team hier über die Jahre mit viel Herzblut aufgebaut haben, ist phänomenal und muss erhalten bleiben. Die Vielfalt der Veranstaltungen und das breitgefächerte Filmprogramm ist in der Region einzigartig. Diesen Wert muss man anerkennen und erhalten. Wenn es das Festival nicht mehr gäbe, wäre die Region ärmer.
Starnberger Seeleben: Mit welchen Filmen, Momenten oder Begegnungen hat das Filmfestival Sie persönlich berührt, bewegt …?
Michael Baier, KSKMSE: Eine Begegnung werde ich sicher nie vergessen: Es war eine der wunderbaren Dampferfahrten, die leider mal wieder mitten in ein Gewitter hineinführte. Es stürmte und goss aus Kübeln. Wir hatten Gott sei Dank einen Tisch im Trockenen. Plötzlich stand eine patschnasse Dame vor uns und fragte, ob sie sich nicht zu uns setzen dürfe. Es war: Hannelore Elsner*), mit der wir noch einen unterhaltsamen Abend verbrachten.
Starnberger Seeleben: … und auf welche Filmfest-Highlights freuen Sie sich in diesem Jahr?
Michael Baier, KSKMSE: Mein besonderes FSFF-Highlight ist jedes Jahr die Dampferfahrt, die heuer bereits am 19. August stattfand. Die Fahrt in den Abend hinein in einem schwimmenden Kino auf dem Starnberger See ist immer etwas Faszinierendes und auch etwas, was das FSFF so einzigartig macht. Darum freut es mich auch besonders, dass wir in diesem Jahr nicht unwesentlich dazu beitragen konnten, dass sie trotz aller Kürzungen stattfinden konnte.
Ein weiteres Highlight des diesjährigen Festivals ist für mich der Film über Kurt Landauer. Mit ihm feierte der FC Bayern München 1932 seine erste Deutsche Meisterschaft. Der legendäre Präsident des Vereins etablierte dort professionelle Strukturen und sorgte nach dem Krieg unter anderem auch dafür, dass die Säbener Straße die Heimat der „Roten“ wurde. Als bekennender Fan des FC Bayern freut es mich sehr, dass dieser berührende Film über einen besonderen Menschen im Rahmen der Werkschau von Hans Steinbichler auf dem Festival nochmal gezeigt wird. Ein Film, den ich allen, die sich für deutsche Geschichte, aber auch für die Historie speziell des Münchner Fußballs interessieren, sehr ans Herz legen kann.
*) Hannelore Elsner Schauspielpreis beim Fünf Seen Filmfestival
In Würdigung der intensiven Präsenz, mit der die 2019 verstorbene Schauspielerin Hannelore Elsner ihre Rollen ausfüllte, wird auf dem FSFF seit 2019 der Hannelore Elsner Schauspielpreis an herausragende deutschsprachige Schauspielerinnen vergeben. In diesem Jahr geht er an Corinna Harfouch.