Stephanie Schuster hat zahlreiche Bücher geschrieben und mit der Wunderfrauen-Reihe fulminante Bestseller aufgelegt. Jetzt erscheint im Fischer-Verlag ihre neue Glückstöchter-Reihe. Ein guter Zeitpunkt für ein Gespräch in ihrem Zuhause, wo sie mit ihrem Mann Thomas, Geschichten erfindet, arbeitet und glücklich ist.
Seeleben: Eines der ersten Male, die wir uns begegnet sind, war bei einer Lesung, die ihr für „Hendlmord“ gemeinsam inszeniert habt. Seit jeher Steffi, bezeichnest du Thomas als deinen Schreibpartner. Heißt das, ihr entwickelt alle Ideen und Geschichten gemeinsam miteinander?
Stephanie: Ja, bevor ich mich an den Schreibtisch setze, notiere ich alle unsere Ideen. Oft bitte ich Thomas auch zwischendrin um Hilfe. Die Geschichte entwickeln wir also immer zusammen. Besonders, wenn ich beim Schreiben hängen bleibe, wende ich mich an ihn. Er weiß nämlich immer weiter, hat für alles eine Lösung.
Thomas: Ich red‘ ja nur. Das Schreiben ist ganz Steffis Sache. Manchmal hör‘ ich sogar nur zu. Dann erzählt Steffi, was sie sich denkt und wo sie vielleicht grad nicht weiterkommt und dann redet sie und redet, und gibt sich dabei selbst die Antworten. Und dann denk‘ ich mir manchmal: „Wie gut, dass ich jetzt nichts gesagt hab‘.“
Stephanie: Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Reden, plotten, weiterspinnen: Geschichten entwickeln ist unser gemeinsames Feld. Dennoch macht jeder auch sein eigenes Ding. Für mich ist das das Schreiben, für Thomas das Schreinern und unsere Schafe und Ziegen. Abgesehen davon stimmt es: Thomas ist tatsächlich ein sehr guter, geduldiger und aktiver Zuhörer. Er sammelt Geschichten, wo er geht und steht, weil er an jedem Menschen interessiert ist. Ohne echtes, waches Zuhören gibt’s kein gutes Gespräch. Keinen Austausch.
Thomas: Kommunikation bereichert das Leben. Zuhören lohnt sich, weil es hilft, auch mal die Perspektive zu wechseln. Das ist spannend und hält den Kopf beweglich.
Seeleben: Zur Beweglichkeit einer Autorin gehört auch, auf Lesereise zu gehen. Am 15. Juni gibt’s nach verschiedenen Stationen eine Lesung in eurem Heimatort Pöcking – ist ein Heimspiel etwas Besonderes?
Thomas: Natürlich. Zu erleben, wie Menschen es aufnehmen, wenn Steffi liest und sie später mit Fragen und Eindrücken umlagern – das sind besondere Glücksmomente. Und bei einer Lesung daheim erst recht.
Stephanie: Ja so empfinde ich das auch. Das ist jenseits der Bestsellerliste der eigentliche Erfolg, wenn mir nur ein Mensch erzählt, dass er oder sie sich durch das, was ich schreibe, inspiriert fühlt. Auch bei Mails und Briefen freu‘ ich mich besonders, wenn jemand sagt, dass meine Geschichten oder Figuren Erinnerungen geweckt haben oder den Anstoß gegeben haben, etwas anders zu sehen, besser zu begreifen oder jemand sich ermutigt fühlt, eigene Pläne zu verwirklichen.
Seeleben: Diese Herausforderung, individuelle Lebenswege zu beschreiten, nehmen die Glückstöchter Anna und Eva mutig an. Ist Selbstverwirklichung ein wesentlicher Bestandteil von Glück?
Stephanie: Ja, unbedingt. Eigenen Träumen Raum geben zu können, ist eine wichtige Basis. Auch für das Miteinander in einer Partnerschaft. Beide müssen die Möglichkeit haben, sich mit Ideen und Taten verwirklichen zu können.
Seeleben: Das scheint euch gut zu gelingen, ihr seid immerhin seit 38 Jahren zusammen. Braucht eine glückliche Beziehung –– eher Übereinstimmung oder Gegensätzlichkeit?
Stephanie: Sicher beides. Thomas hat immer an mich geglaubt. Auch wenn ich Zweifel oder Krisen hatte. Er hat mehr Ruhe, Geduld und vor allem Disziplin.
Thomas: Die Disziplin bringt die Landwirtschaft mit sich. Die Tiere bringen dich schon dazu, früh aufzustehen und das zu tun, was notwendig ist. Stephanies Schreiben wiederum findet überwiegend in der Vorstellung statt, es ist Geistes- und Fantasie-Arbeit, und hin und wieder erde ich sie einfach.
Seeleben: Dieses Bild gibt es auch in den „Glückstöchtern“ als Annas Vater ihre Hände in die Erde greifen lässt …
Stephanie: Genau. Oder auch ihre Beschäftigung mit Ton, dem Anna mit ihren Händen aus der inneren Vorstellung reale Form gibt.
Seeleben: Diese Bodenhaftung ist sowohl bei den Wunderfrauen wie bei den Glückstöchtern ein Thema, ebenso Naturverbundenheit. Flurbereinigung, Landwirtschaft, Ökobewusstsein und -verantwortung. Ist das dem Trend geschuldet oder ein echtes Anliegen?
Stephanie: Für uns war es immer selbstverständlich, auf dem Land zu Leben. Im selbstgebauten Holzhaus und mit unserer Schafherde. Das „Einfach leben“, wie’s im Untertitel der Glückstöchter heißt, das machen wir eigentlich schon immer, aber es entspricht sicher einem wachsenden Bedürfnis der Menschen. Für den Anstoß zum Thema Natur gab’s drei Gründe - meine viel zu früh gestorbene Schwägerin und Freundin Monika, die der Maja als Vorbild diente, die Anregung meines tollen Verlagsteams und meine Neugier. Die mich immer antreibt, wenn ich etwas nicht verstehe. Ich recherchiere, um den Dingen auf den Grund zu gehen und sie zu begreifen, warum etwas in einer bestimmten Zeit so war, wie es war. Bei den Glückstöchtern zum Beispiel, warum und wie die Biobewegung entstanden ist, wo die Biomärkte ihren Ursprung haben, wie die Sehnsucht nach Natur uns antreibt.
Seeleben: Die Wunderfrauen zieht es weg aus der Heimat, Glückstochter Anna an den Lago Maggiore - wolltet ihr nie weg von hier, mal woanders leben, mal raus?
Thomas: Rausgekommen bin ich schon - mit dem Fahrrad bis Maising zum Beispiel ... Nein, im Ernst, weggezogen hat’s mich eigentlich nie. Aber man kann schon sagen, Steffi hat neben den Buchstaben auch das Reisen in meine Welt gebracht.
Stephanie: Ich wollte früher schon weg – am liebsten nach Mexiko. Aber richtig weit ausgeflogen ist dann unsere älteste Tochter. Bis Neuseeland, wo sie sich schließlich verliebt hat.
Seeleben: Und jetzt lebt sie dort?
Stephanie: Nein, nein, sie ist wieder zurückgekommen …
Thomas: … verliebt hat sie sich in einen Hessen, der auch auf Reisen war. Inzwischen sind die beiden miteinander verheiratet und haben Kinder.
Seeleben: Liebesglück ist auch für Eva und Anna wichtig, aber wenn man ihre Lebenswege betrachtet, fällt einem unweigerlich wieder die Natur ein, denn ihr Glück wirkt fast selbst wie eine Pflanze, die mal mehr, mal weniger gut gedeiht …
Stephanie: Genau, so ist das mit dem Glück. Alle Frauen sind Glückstöchter. Nicht nur Anna und Eva, sondern wir alle tragen den Keimling des Glücks in uns. Aber wir müssen ihm aktiv bei seiner Entwicklung helfen. Und wir brauchen andere dazu, um Glück wachsen lassen und pflegen zu können.
Thomas: Stimmt. Glück will aus dem eigenen Inneren gezogen werden. Es regnet nicht vom Himmel. Man muss es sehen können.
Seeleben: Lässt sich das lernen?
Thomas: Ich denke schon. Das aufmerksame Sehen und Wahrnehmen kann man lernen – und dann fühlt man’s auch.
Stephanie: Es gehört auch immer ein Eigenanteil dazu. Mut, sich für eigene Wünsche und Ziele einzusetzen. Auch Vertrauen. In den eigenen Weg und in andere Menschen. Wir sind soziale Wesen, und brauchen andere, die uns Kraft und Zuversicht geben, die an uns glauben, wenn wir es selbst gerade mal nicht können. Deshalb lautet das Motto von „Glückstöchter“ auch. Versuchen, stets mutiger zu sein, als man ist.
Seeleben: Ein schönes Schlusswort. Falls wir jetzt aber wichtige Fragen vergessen haben …
Stephanie: … freue ich mich über jede Leserpost und antworte gerne.
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