Volkskrankheit Rheuma

Rheuma ist keine klar umrissene Krankheit mit ganz spezifischem Krankheitsverlauf, sondern umfasst als Oberbegriff mehrere hundert Krankheitsbilder mit sehr unterschiedlichen Symptomen. →

Mehr als 100 Millionen Menschen in Europa sind von Rheuma betroffen. Wie erkennt und behandelt man Rheuma?

Rheuma ist keine klar umrissene Krankheit mit ganz spezifischem Krankheitsverlauf, sondern umfasst als Oberbegriff mehrere hundert Krankheitsbilder mit sehr unterschiedlichen Symptomen. Welche Arten und Erkennungsmerkmale gibt es, wie lassen sie sich behandeln und welche Lebensweise ist hilfreich?

Volkskrankheit Rheuma: Schmerz als ständiger Begleiter?

Rheuma ist keine klar umrissene Krankheit mit ganz spezifischem Krankheitsverlauf, sondern umfasst als Oberbegriff mehrere hundert Krankheitsbilder. Die Symptome sind daher sehr unterschiedlich. Meist jedoch beschreibt Rheuma den Verschleiß oder eine Entzündung der Gelenke. Typisches gemeinsames Kennzeichen ist der „fließende Schmerz“ und oftmals eingeschränkte Bewegungsfähigkeit.

Symptome und Problematik

Rheuma geht einher mit Schmerzen am Stütz- und Bewegeungsapparat des Körpers. Das bedeutet, es sind Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bindegewebe betroffen. Der Schmerz ist der gemeinsame Nenner aller 400 Krankheitsbilder des Rheumas: Betroffene beschreiben den Schmerz als gewissermaßen „fließend“ (aus dem Griechischen: „rheo“ = „ich fließe“).

Typische Symptome sind z.B.:

  • Gelenksteifigkeit (vorwiegend nachts und morgens)
  • Gelenkschmerzen
  • Erschöpfung und Müdigkeit, allgemeines Krankheitsgefühl
  • Eingeschränkte Greiffähigkeit
  • Schwierigkeiten & Schmerzen selbst bei kleinen Routinetätigkeiten (Anziehen, Händedruck etc.)
  • Schwellung der Fingergelenke

Formen des Rheumas

Wegen der Verschiedenartigkeit und Vielzahl der Krankheitsbilder spricht man von „Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises“, die in vier Hauptgruppen gegliedert werden:

Entzündlich-rheumatische Erkrankungen

Man geht bei der rheumatoiden Arthritis (häufigste entzündliche Gelenkerkrankung) davon aus, dass eine Kombination aus genetischer Veranlagung und Infektion der Auslöser dafür sind, das gelenke massiv geschädigt werden, da das Immunsystem körpereigene Strukturen angreift bzw. zerstört.

Gelenk- und Wirbelsäulenerkankungen durch Abnutzung

Die degenerative Arthrose ist die am weitesten verbreitete Gelenkerkrankung überhaupt. Eine Arthrose bezeichnet die (meist) großflächige Knorpelschädigung eines Gelenks. Ursache sind Fehlstellungen/Fehlhaltungen und dadurch bedingte vehemente Abnutzung des Knorpels. Der Knorpel reißt ein, durch diese Risse kann es zu Ergüssen im Gelenk kommen und diese Flüssigkeitsansammlung stört die Nährstoffversorgung des Knorpels.

Weichteilrheumatismus

Trifft deutlich häufiger Frauen als Männer und ist oft schwer zu diagnostizieren, da diese Art des Rheumas sich durch Schmerzen in vielen Körperabschnitten äußert. Zu Diagnose und Behandlung erfordert es Geduld und Einfühlungsvermögen seitens des Arztes sowie Vertrauen und Durchhaltekraft seitens des Patienten. Trotz oftmals langer Dauer oder gar chronischem Verlauf führt der Weichteilrheumatismus nicht zur Gelenkversteifung oder Gelenkzerstörung.

Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden

Zu diesem Krankheitskreis gehört beispielsweise die Gicht, die durch Ablagerung von Harnsäure an verschiedenen Stellen (Sehnen, Haut, Schleimbeutel, Haut) im Körper entsteht. Durch Medikamente kann der Harnsäuregehalt im Blut mittlerweile soweit normalisiert werden, dass Es zu einem Stillstand der Krankheit kommt – dabei ist allerdings ein konsequentes Einhalten der Medikamenteinnahme sowie Befolgung der entwickelten Therapie dringend erforderlich.

Diagnose und Rheumafaktor

Die Diagnose „Rheuma“ ist der Anfang eines längeren Prozesses, in dem die individuelle Art der Rheumaerkrankung zunächst spezifiziert werden muss, damit sich eine effektive Therapie entwickeln lässt. Es empfiehlt sich, einen Arzt/Therapeuten aufzusuchen, der Erfahrungen als Rheumatologe hat und ggf. den Hausarzt mit einbezieht. Denn manche Symptome lassen sich nur mit entsprechender Erfahrung richtig interpretieren. Ein Indikator kann z.B. ein verändertes Blutbild sein: Typische Veränderungen zeigen sich in einem Anstieg der Entzündungswerte, niedrigem Hämoglobinwert und Rheumafaktoren im Blutserum (z.B. Autoimmunantikörper). Allerdings ist der Rheumafaktor nur bei ungefähr 80% der Rheumapatienten nachweisbar. Unverzichtbar ist eine umfassende Anamnese, ggf. auch Röntgenbilder.

Linderung und Therapie

Bei Verdacht auf Rheuma (siehe Rheumacheck unten) möglichst schnell durch einen Arzt abklären lassen. Bei Schmerzen lässt sich durch Medikamente, nach Abstimmung mit Ihrem Arzt Linderung erzielen. Allerdings bringen Schmerzmittel oft Nebenwirkungen mit sich, ein Herantasten an das „richtige“ bzw. individuell passende Medikament kann daher Zeit und Geduld erfordern.

Ab welchem Alter bin ich gefährdet?

Rheuma ist keine Frage des Alters. Da Abnutzung der Gelenke ein Kriterium ist, findet sich zwar die Mehrzahl von Rheumapatienten in fortgeschrittenem Alter, aber die Zahl jüngerer Patienten wächst beständig. Mittlerweile sind sogar Kinder bereits betroffen. Experten gehen davon aus, dass es in den nächsten 20 Jahren weltweit zu einer Verdoppelung der Rheumaerkran-kungen kommt.

Wie beuge ich vor, was kann ich tun?

Rheumatoider Arthritis lässt sich nicht vorbeugen, Arthrose allerdings kann man entgegenwirken. Bewegung und Ernährung sind Faktoren, die man selbst steuern kann: Eine vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung sowie eine gut Versorgung mit Flüssigkeit sind entscheidende Voraussetzungen. Eine zusätzliche Versorgung mit Vitamin E vermindert die Zahl von freien Radikalen und wirkt so positiv auf die Entzündungen in den Gelenken ein. Bei der Wahl von Vitaminpräparaten bitte mit Arzt oder Apotheker Rücksprache halten! Auch bei sportlicher Betätigung ist der Rat des Arztes erforderlich. Generell eher sanfte, Gelenk schonende Sportarten wählen: z.B. walken, schwimmen, Fahrrad fahren.

Rheuma-Check: Bin ich betroffen?

Prüfen Sie anhand untenstehender Aussagen, ob Rheuma Sie betreffen kann. Jedes „Ja“ ist ein Grund mehr, mit Ihrem Arzt darüber zu sprechen.

  • 1. Ich leide morgens unter steifen Fingern und kann schwer greifen.
  • 2. Wenn ich morgens aufwache fühle ich mich „zerschlagen“, meine Muskeln, Sehnen und Gelenke schmerzen.
  • 3. Mein Körper wird regelmäßig von undefinierbarem Schmerz „durchzogen“.
  • 4. Nach ein paar Stunden Schlaf wache ich mit Kreuzschmerzen auf.
  • 5. Meine Finger- und Handgelenke sind geschwollen.
  • 6. Ich fühle mich insgesamt abgeschlagen und erschöpft.
  • 7. Wenn ich länger sitze, bereitet mir das Gehen zunächst Probleme und ich spüre Schmerz in Knie-, Hüft-, und/oder Zehgelenken.

Jedes Symptom kann natürlich auch auf andere Krankheitsbilder hinweisen, haben Sie aber mehrmals zugestimmt, lohnt es sich, Ihre Beschwerden hinsichtlich einer Rheumaerkrankung überprüfen zu lassen.