Haltung & Zeitgeist lesen
Als Hamburgerin mit dänischen Wurzeln und Starnberg als Wahlheimat hat die Fotokünstlerin Vibeke Hartig
ein waches Auge für Regionen & Menschen. Ihr Fokus liegt dabei auf „zeitgenössischer Fotografie als
Kunst ohne Rezept in spontanem Mix aus Wahrnehmung und Empfindung“. Bei Fee am See zeigt sie jetzt
(Vernissage: 18.10.18) Schwarz-Weiß-Arbeiten, auf denen in prägnanter Bildsprache „Typen“ in ihrer
äußeren Erscheinung, Haltung und Ausstrahlung den „Style der Zeit“ repräsentieren. Mit diesen
Zeitgeist-Unikaten teilt Vibeke Hartig mit dem Betrachter ihre Lesart von Profilspuren unserer Zeit und
Kultur: als „Momente des urbanen Lebens – heute modern – morgen retro“.
Kulturleben erfassen
Gleich mehrere der Bücher des in Ambach lebenden Schriftstellers, Chansonsängers und Gitarristen Anatol
Regnier beschäftigen sich mit den Lebens- und Kulturspuren, die berühmte Persönlichkeiten hinterlassen
haben. Kein Zufall, denn als Enkel Frank Wedekinds und als Sohn von Charles Regnier und Pamela Wedekind
ist er selbst Spross einer berühmten Familie und weiß um das besondere Leben im Dunstkreis prominenter
Eltern. 2016 präsentierte er im Kulturbahnhof, in Zusammenarbeit mit den „KunstRäumen am See“ sein Buch
„Wir Nachgeborenen“. Tipp: Im Dezember ist er wieder im Kulturbahnhof zu Gast.
Textile Botschaften
Judith Siedersberger ist im wahrsten Sinn des Wortes eine Meisterin des „Kunststoffs“, denn der Fokus
ihrer Kunst liegt auf dem Stofflichen. Die gelernte Korbflechterin und Meisterschülerin der Textilkunst
an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg widmet sich in textilen Projekten, Installationen und
Objekten mit unterschiedlichen Materialien dem sozialen und gesellschaftlichen Beziehungsgeflecht von
Mensch und Kunst. Dabei sind ihre Werke immer auch „gestalteter Sinn, der eine Ansprache im Innersten“
ermöglicht. Ab 19.10. in der Schalterhalle des Kulturbahnhofs zu sehen: Parasiten.
Saiten-Akrobatik
Möchte man die Virtuosität beschreiben, mit der seine Finger alle Seiten der Saitenkunst beherrschen,
kommen unweigerlich akrobatische Assoziationen auf. Das Tempo und Geschick, mit dem Ricardo Volkerts
Finger tanzen, fliegen, springen und gleiten, ist begeisternd. Ein emotionaler und rasanter Genuss für
Augen und Ohren. Nach Klavierunterricht, Studium der Klassischen Gitarre und Gesangsausbildung hat sich
der leidenschaftliche Musiker hauptsächlich der Flamenco-Gitarre verschrieben und erschafft mit
virtuosem Spiel und markanter Stimme berauschende Klanggemälde aus spanischer und lateinamerikanischer
Poesie. So auch am 28.9. im Wartesaal des Kulturbahnhofs.
Kunstraum – Raumkunst
Das Philosophiestudium in Regensburg und München und das Studium an der Akademie der Bildenden Künste
München sind die intellektuellen und ästhetischen Fundamentsteine, auf denen die künstlerischen Projekte
von Andreas Woller gründen. Seine im Mai 2018 in der Galerie der Künstler in München zu sehenden
Arbeiten, erläuterte die Ausstellungs-Publikation: „Ein Kunstwerk ist für ihn ein sinnliches
Erkenntnismedium: ästhetische Strukturen bilden die Sprachen, mit denen wir die Welt erfassen und
Aussagen über unsere Wirklichkeit treffen können. Seine Arbeiten konfrontieren die BetrachterInnen mit
der Spannung zwischen Form, Farbe und Raum und entwickeln dabei eine emotionale, direkte Wirkung.“ Ab
14.9. in der Schalterhalle, Kulturbahnhof.
Virtuose Grenzgänge
Grüne Geige, rote Haare: Parallel zu diesem rot-grünen Markenzeichen begeistert auch ihre musikalische
Virtuosität mit eigenwilligen Klangfarben und Ausdruckskraft. Denn die gebürtige Niederbayerin Monika
Drasch bleibt nicht in den Grenzen musikalischer Genres, sondern überschreitet sie gern, spielend und
gekonnt. Von 1991 bis 2002 Geigerin bei der Formation „Bairisch Diatonischer Jodelwahnsinn“, entlockt
sie mittlerweile längst zahlreichen anderen Instrumenten, wie Zither, Saxophon oder Dudelsack,
außergewöhnliche Töne. Auf der aktuellen CD & Tour präsentiert sie einen neuen Heimatsound –
authentisch, witzig, emotional – der u.a. groovendes Schlagzeug mit poetischer Klarinette und filigrane
Zither mit sattem Keyboard verbindet. Live zu erleben am 5.10. im Kulturbahnhof.
Sammlerin des Besonderen
Geschmack und Freude an besonderen und schönen Dingen wurde Romana Beigel-Rabel vermutlich von ihren
Eltern mitgegeben, in deren Laden für Modeschmuck und Accessoires sie quasi groß geworden ist. Die Liebe
zum Schönen und Individuellen begleitete sie dann auch, als sie nach dem Abi ein Jahr in Spanien
verbrachte, und dehnte sich auf die Wertschätzung der dortigen Kultur, später dann bis in den mittel-
und südamerikanischen Raum aus. Parallel-Liebe der gelernten Buchhändlerin war stets das gedruckte Wort
(manch einer kennt sie noch aus der ehemals Schultheisschen Bücherjolle). Heute, mit ihrer eigenen
Familie in Starnberg verwurzelt, kann sie alles miteinander verbinden und bringt von ihren Reisen durch
die Welt Pretiosen, Unikate sowie Mode- und Kulturstücke für ihr Schatzlädchen in der Bozener Straße
mit.
Wahre Vielschichtigkeit
Möglicherweise war es ihr klangvoller, Poesie- und Kunst-Assoziationen erweckender Name, der Ragna
Regenbogens Weg als Künstlerin vorgezeichnet hat. Ob sie dem Ruf des Namens, Talent oder Berufung
gefolgt ist – ihre Werke zeigen, wie sehr sie in der Welt der Kunst zuhause ist. Ursprünglich von Glas-
und später Acrylmalerei kommend, hat sie alle ihre „Seiten-Disziplinen“, wie z.B. Modedesignstudium und
Fotografie, in ihren künstlerischen Werdegang hineingeflochten. Seit 2012 entstehen mischtechnische
Werke und wie schon in ihrer Fotokunst gewinnt das Thema Vergänglichkeit immer mehr an Raum.
Die aktuell in Starnberg ausgestellten Werke sind großartige Zeugnisse für die Vielschichtigkeit des
Seins. So wie das Leben Ereignisse in einem Leben aufeinander schichtet, werden beim jeweiligen Bild
einzelne Schichten aufgetragen, bearbeitet, verletzt, teilweise wieder abgenommen und selten komplett
von der nächsten Schicht überdeckt.
Temperament & Vielfalt
In typischen künstlerischen Stilrichtungen oder Kategorien ist sie nicht zu fassen, denn Regine Denarts
Kunst lebt vom besonderen Moment, von der spontanen Eingebung, die sich jeweils eine eigene
Ausdrucksform sucht. „Jedes Motiv“, sagt Denart, „verlangt „seine“ Technik, um den in ihm liegenden
Charakter auszudrücken. Gerade diese immer wieder neue Herausforderung reizt mich beim Malen.“ Motive
und Techniken (z.B. Acrylmalerei mit Schüttungen, Spachteltechnik oder Collagen) sind so vielschichtig
wie ihr eigenes Temperament, das sowohl originellen Esprit wie wilde Lebensfreude, tastende Sehnsucht
und besonnenen Tiefgang umfasst. >> www.regine-denart.com
Feinsinnige & bedeutsame Kreativität
Sachlich gesehen stimmt es, wenn man Alexandra Sichardt-Kohlpaintner als Goldschmiedin bezeichnet. Real
gesehen ist sie weit mehr, denn zum einen bietet sie auch anderen die Möglichkeit unter ihrer
fachkundigen Begleitung ein eigenes Schmuckstück zu erschaffen und darüberhinaus prägt sie ein
besonderes, bedeutungstiefes Kreativ-Verständnis. „Ein Schmuckstück“, sagt sie, „ist immer verbunden mit
der eigenen Identität. Es ist ein kleines Stück Leben. Das zeigt sich z.B. besonders, wenn Paare zu mir
kommen um in meiner Werkstatt ihre eigenen Hochzeitringe zu schmieden.“ Ob Sie etwas für sich anfertigen
lassen oder selbst Hand anlegen wollen – es lohnt sich, Alexandra Kohlpainters SchmuckeWerkstatt
kennenzulernen.
Licht- & Farbgestalt
Die Passion für kreative Inszenierung mit Farben, Licht, Objekten gehört so selbstverständlich zu
Valerie Negges’ Persönlichkeit, dass es nur folgerichtig war, ihrem Faible für Gestaltung mit einem
umfassenden Interior-Design-Studium ein professionelles Fundament zu verleihen. Genauso folgerichtig
dann die Entscheidung, als es sie nach sieben New York-Jahren im Interior Design-Metier wieder nach
Hause an den Starnberger See zog, mit diesem reichen Erfahrungsschatz ein eigenes Unternehmen zu
gründen. Diese hat seinen Kern im Boutique-Store Valerie’s of Living in Berg und präsentiert sich, dem
Wandel der Jahreszeiten entsprechend, immer wieder etwas neu!
Der Herr bewegter Bilder
Würde man eine Gleichung lösen wollen, auf deren einer Seite „Kino im Starnberger See-Land“ steht,
müsste als Entsprechung auf der anderen Seite „Matthias Helwig“ stehen. Denn er hat wie kein anderer das
Kinogeschehen in der Region geprägt. Bereits seit über dreißig Jahren betreibt Helwig die Breitwand
Kinos (in Starnberg, Herrsching und im Schloss Seefeld), seit 2017 auch das Breitwand Kino in Gauting
und alljährlich stellt er in allen Kinos (plus Open Air Bühnen)
ein fulminantes Programm beim Fünf Seen Filmfestival
auf die Beine, das in der Branche längst als funkelndes Juwel gilt. Chapeau!
Expressionistische Farbkomponistin
Die Malerin und Kunsthistorikerin Sibylle Thebe hat in den letzten fünfundzwanzig Jahren die Seeregion
mit farbstarken Ausstellungen reich beschenkt. Der kreative Bogen Ihrer Werke überspannt sowohl Porträts
wie Stillleben und Naturgemälde und beeindruckt mit expressionistischer Lebendigkeit. Stillleben – oft
mit eigenwilligen Perspektiven – wirken wie in Farben eingefrorene Momente, und in ihren Wald- und
See-Bildern hält die Natur kurz den Atem an.