Zu sagen, sie kennt sich aus mit Tee, wäre eine blanke Untertreibung. Wer Brigitte Emmer in ihrer Teeoase besucht, kann so viele Fragen und Wünsche mitbringen wie er und sie will: für alles findet sie eine Antwort.
Starnberger Seeleben: Wie viele Tees gehören zu Ihrem Sortiment und wie gut kennen Sie jeden einzelnen?
Brigitte Emmer: Mittlerweile sind es 300 Tees, die ich in meinem im Laden habe, davon 100 Biotees. Natürlich habe ich jeden einzelnen schon verkostet und weiß, welche Zutaten und Qualitäten er besitzt.
Starnberger Seeleben: Wie wird man zur Tee-Expertin, braucht man geschulte Nase und Gaumen?
Brigitte Emmer: Meine Vorgängerin Frau Engerer war eine perfekte Teeexpertin, die meine Basis gelegt hat. Ergänzend bin ich jedes Jahr beim Teehaus Ronnefeldt auf Schulungen in Frankfurt gewesen. Das hat mein Wissen verfeinert und durch sehr viel Probieren abgerundet. Leider haben durch die Pandemie Schulungen erst mal pausiert. Probiert habe ich selbstverständlich trotzdem weiterhin jede Menge.
Starnberger Seeleben: Worauf legen Sie für die Zusammenstellung Ihres Tee-Sortiments besonders Wert?
Brigitte Emmer: Besonderen Wert lege ich auf die Qualität der Tees, und ich versuche, so viele Biotees wie möglich in meinem Sortiment zu haben. Meine Kunden legen darauf ebenso großen Wert wie ich. Für kleinere Plantagen ist es allerdings nicht so einfach möglich, auf Bio umzustellen, da die Teegärten dann leider 5 Jahre brach liegen müssen. Das ist finanziell nicht tragbar. Ronnefeldt testet aber seine Tees mindestens sieben Mal, sowohl im Ursprungsland als auch in Deutschland, und stellt so sicher, dass nichts darin enthalten ist, was nicht hineingehört.
Starnberger Seeleben: Loser Tee oder Teebeutel – was macht den Unterschied?
Brigitte Emmer: Echte Teeliebhaber kaufen Tee nicht im Beutel. Sie wissen, dass ganz hochwertige Tees, besonders Grüntees, gerne im großen Teesieb schwimmen möchten und sich ausbreiten wollen. Das ist im Beutel nicht möglich. In Teeschulungen haben wir das explizit ausprobiert, man schmeckt den Unterschied. Bei Früchte- und Kräutertees ist der Teebeutel für die schnelle Tasse Teegenuss aber völlig in Ordnung.
Starnberger Seeleben: In der Teeoase gibt es neben dem etablierten Sortiment auch immer wieder Novitäten - wo und wie wählen Sie diese aus?
Brigitte Emmer: Wo immer es um Tee geht, bin ich neugierig und interessiert. Außerdem gehören auch Messebesuche dazu, wie z.B. auf der Trendset in München, sie ist zweimal im Jahr. Ich nehme immer meine zwei Jungs mit. Die sehen das ganze Angebot mit anderen, vor allem jüngeren, Augen. Ihre Unterstützung ist für mich erfreulich und wertvoll. Wir probieren mit viel Spaß neue Köstlichkeiten aus und tauschen uns darüber aus. So gelingt es uns immer wieder etwas zu entdecken, das auch unseren Kunden neue Tee-Erlebnisse bringt.
Starnberger Seeleben: Gibt es auch bei Tee Moden und Trends?
Brigitte Emmer: Oh ja es gibt immer wieder Trends, wie momentan ayurvedische Wellnesstees und basische Tees für die Fastenzeit. Matcha, das hochwertigste Grünteepulver aus Japan, kommt gerne zum Einsatz bei der Lernphase zu wichtigen Prüfungen. Schon etliche Abiturienten und Abiturientinnen haben erzählt, dass sie dank unserer Matchas gut durch die Prüfungen gekommen sind.
Starnberger Seeleben: Es gibt zahlreiche Zitate und Bonmots zum Thema Tee – gibt es eins, das Ihnen besonders gefällt, bzw. Ihrer Beziehung zum Tee besonders entspricht?
Brigitte Emmer: Mein Lieblingszitat lautet: Eine Freundschaft ist wie eine gute Tasse Tee. Sie muss klar und durchscheinend sein und man muss auf den Grund schauen können. Und ein weiteres Zitat, das ich sehr mag, lautet: Ein Bad erfrischt den Körper, eine Tasse Tee den Geist.
Starnberger Seeleben: Tee ist ja nicht nur ein Geschmacks- und Genussthema, sondern wirkt auch auf Körper, Geist und Seele – welche Tees eigenen sich für welche Lebenslagen?
Brigitte Emmer: Wissenschaftliche oder medizinische Aussagen kann ich
selbstverständlich nicht machen. Es stimmt aber, dass Japan das Industrieland mit dem höchsten Durchschnittsalter der Bevölkerung ist. Und man weiß von Japanern, dass sie im Alter als geistig fit gelten und überwiegend reinen grünen Tee trinken. Bei Kräutertees wiederum gilt es als erwiesen, dass sie wohltuend und unterstützend wirken. Sie versuchen bereits mit ihrem Namen auszudrücken, wofür sie da sind, z. B. Ruhepol, Gelenkfreund, Halsschmeichler, Herzschmeichler, Leberfreund, Nierenfreund. Und wie alle meine Tees habe ich sie selbstverständlich auch probiert und kann etwas über sie sagen. Bei mir ist jede Frage willkommen.