Wo Träume ihre Wurzeln haben

Eigentlich wollten wir mit Bestsellerautorin Stephanie Schuster nur über ihr neues Buch sprechen. Aber in ihrem Holzhaus-Idyll zwischen Wald und Wiesen, wurde daraus viel mehr als ein Interview.

Eigentlich wollten wir mit Bestsellerautorin Stephanie Schuster nur über ihr neues Buch sprechen. Aber der Besuch in ihrem Holzhaus-Idyll in Pöcking, zwischen Wald und Wiesen, wurde viel mehr als ein Interview. In ihrer lichtdurchfluteten Schreibstube unterm Dach versteht man sofort, warum Geschichten und Träume hier gut gedeihen.

Starnberger Seeleben: Steffi, dein neues Buch „Morgen sind wir wild und frei“ ist historischer Roman, Frauenroman, Liebes- und Abenteuergeschichte, sogar ein Krimiplot steckt drin. Wenn du es einem Genre zuordnen müsstest - was ist es?

Stephanie Schuster: Es ist ganz klar ein historischer Roman – die Geschichte spielt ja Anfang des 20. Jahrhunderts. Aber ich finde, gute Geschichten halten sich nicht an Genre-Grenzen. Sie überraschen – genau wie das Leben.

Starnberger Seeleben: Welche Figur oder welches Thema stand am Anfang?

Stephanie Schuster: Die Idee, wie der Tourismus in die Berge kam. Ich habe mich gefragt: Wie kam das eigentlich, dass Menschen aus der Stadt in die Berge gereist sind? Daraus entwickelten sich dann die Ideen, mit welchen Schicksale und Verwicklungen ich das erzählen kann und die damalige Zeit lebendig wird.

Starnberger Seeleben: Liesl, Vicki und Agnes – drei Frauen, ein Traum: Jede will frei und  selbstbestimmt sein und muss dafür kämpfen. Worin unterschieden sie sich?

Stephanie Schuster: Der Traum nach Freiheit verbindet sie, ihre Lebensumstände sind aber sehr verschieden. Liesl lebt mit ihrer Großfamilie in Oberammergau und liebt ihre Heimat – allerdings will sie dort ohne gesellschaftliche Zwänge ihr Auskommen und Leben gestalten. Vicki will Schriftstellerin werden, war aber Lehrerin, bis das damalige Lehrerinnenzölibat ihr die Ehe verbot.  Als sie schwanger wird, gibt ihr der Vater des Kindes Geld für eine Abtreibung. Davon kauft sie sich aber eine Schreibmaschine, hält sich mit Schreibarbeiten über Wasser und muss später um das Sorgerecht kämpfen. Agnes ist die Welterfahrene der drei Frauen. Sie hat mit ihrem Mann einige Jahre in Ägypten gelebt, das zu der Zeit groß in Mode war. Als sich die Chance für sie bietet, endlich studieren zu dürfen, kehrt sie allein nach Deutschland zurück, um als eine der ersten Frauen an der Münchner TU zu studieren. 

Starnberger Seeleben: Du zeigst sehr eindrücklich, was Frauen damals alles nicht durften. Gab es bei der Recherche etwas, das dich besonders überrascht hat?

Stephanie Schuster: Wie lange und steinig der Weg zum Frauenwahlrecht 1919 war, und wie viele Frauen schon lange davor hart darum gekämpft haben. Nicht nur die Suffragetten in England, in ganz Europa gingen die Frauen auf die Straße. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass München damals eine Hochburg der Frauenbewegung war. Darüber wollte ich unbedingt schreiben.

Starnberger Seeleben: Wenn du selbst für einen Tag in die Rolle einer deiner Heldinnen schlüpfen dürftest – wen würdest du wählen?

Stephanie Schuster: Den Moment, als sich die drei Frauen auf dem Kofel kennenlernen. Da gestehen sie sich ihre Träume – das ist ein sehr kraftvoller Augenblick. Einer, der sie verbindet, auch wenn ihre Wege danach erst einmal wieder auseinandergehen.

Starnberger Seeleben: Und nochmal nachgehakt: Welche der Frauen wärst du gern für einen Tag?

Stephanie Schuster: Wahrscheinlich am ehesten Agnes mit ihrer Leidenschaft für das schöpferische Gestalten und ihrer Entdeckerfreude. Ich würde mir einen ihrer Tage im damaligen Ägypten aussuchen.

Starnberger Seeleben: Wie lange dauert es eigentlich, bis du dich nach dem Schreiben von deinen Figuren verabschieden kannst?

Stephanie Schuster: Oh, das dauert. Eigentlich verabschiede ich mich gar nicht richtig. Beim Schreiben des nächsten Buches tauchen sie oft wieder auf – manchmal ganz unerwartet. Und spätestens zur Veröffentlichung, oder jetzt in diesem Interview, sind sie wieder voll präsent.

Starnberger Seeleben: Bedeutet das, dass wir mit einer Fortsetzung rechnen dürfen?

Stephanie Schuster: Ich denke gar nicht in Fortsetzungen – meine Romane sind eher ein Kosmos. Figuren wandern von einem Buch ins nächste. So war es schon bei den Wunderfrauen, und das wird hier genauso sein. Darum mache ich mir um eine Fortsetzung gerade keine Gedanken, es geht ja sowieso weiter.

Starnberger Seeleben: Apropos Fortsetzungen: Wie vollendest du folgende Sätze?

Stephanie Schuster:
Mut ist … der erste Schritt, um Angst zu besiegen. | Frauen sollten immer … auf ihre Rechte bestehen. | Alle Figuren in meinen Büchern … sind mir ans Herz gewachsen. | Schreiben könnte ich nicht ohne … meinen Mann. Mit Thomas denke ich mir alles aus. | Vor einer Lesung … bin ich nervös, aber dann macht es großen Spaß. | Ich will unbedingt nochmal … ein weiteres Buch schreiben. | In meinem Schreibzimmer … bin ich glücklich.

Starnberger Seeleben: Kennst du eigentlich auch Schreibblockaden – was machst du dann?

Stephanie Schuster: Klar, oft. Aber ich habe ja einen kongenialen Partner. Wenn ich nicht weiter weiß, gehe ich zu Thomas in die Schreinerwerkstatt, ihm fällt immer etwas ein.

Starnberger Seeleben: Was ist wichtiger fürs Schreiben: Fantasie oder Ausdauer?

Stephanie Schuster: Ohne Ausdauer entsteht kein Roman – aber ohne Fantasie wäre es nur Blindtext. Beides ist unverzichtbar.

Starnberger Seeleben: Apropos Fantasie:  wenn du für dein nächstes Buch durch die Zeit reisen dürftest – Vergangenheit oder Zukunft?

Stephanie Schuster: Ich gehe wieder in der Vergangenheit. Da gibt es noch so viele  unentdeckte Geschichten.

Starnberger Seeleben: Lesen eigentlich auch Männer deine Bücher?

Stephanie Schuster: Ja – und viele sind überrascht, wie viel sie darin für sich entdecken. Geschichten über Frauen sind schließlich auch Geschichten über das Leben.

Starnberger Seeleben: Was war die ungewöhnlichste Reaktion bei einer Lesung?

Stephanie Schuster: Da gibt es immer wieder überraschende Momente. Das macht Lesungen auch immer so besonders - dass Menschen in der persönlichen Begegnung erzählen, welche Szene und Momente aus dem Buch sie berührt haben, worin sie sich wiederfinden oder was neu für sie war.

Hier erhältlich: „Morgen sind wir wild und frei“, voller Herz, Historie und Mut gibt's ab  27.08.202 5 im Buchhandel oder direkt hier bestellen     

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Zu Buch & Autorin

Mit allen Bänden der Wunderfrauen-Reihe stand Stephanie Schuster drei Jahre lang auf den oberen Plätzen der Bestsellerlisten. Ihr neuer Roman „Morgen sind wir wild und frei“ ist ein historischer Abenteueroman über die Zeit, als Frauen mit viel Mut und Energie die Weichen für Gleichberechtigung stellten. Und wer weiß: Vielleicht erfahren wir bald, wie es für Liesl, Vicki,  Agnes und ihre Träume weitergeht.