Er spricht lieber über seine Produkte als über sich. Und auch diese lässt Boris Sembritzki am allerliebsten für sich selbst sprechen: zum direkten Käse-Gaumen-Dialog reicht er einfach ein Probierstück über die Theke. Irgendwie ist es uns trotzdem gelungen, zwischen Käse, Salami und Weinregal ein paar Antworten zu sammeln.
Starnberger Seeleben: Wenn man sich bei Ihnen umsieht, findet man viele Produkte aus Frankreich und Italien – hat gutes Essen in diesen Ländern einen höheren Stellenwert?
Boris Sembritzki: Es gibt ja diese Einschätzung, in Deutschland investiere man lieber ins Auto als in Essen und in Frankreich und Italien wäre es umgekehrt. Kann ich nicht wirklich beurteilen, wer zu uns kommt, isst und trinkt gerne gut. Welche Nationalität ein Produkt hat, spielt für mich eigentlich auch keine Rolle, aber es gibt nun mal in Frankreich unvergleichlich guten Käse und in Italien grandiose Salami und Schinken. Daran kommt man nicht vorbei, wenn man Besonderes bieten will. Aber genauso gibt es bei mir im Laden auch Großartiges aus Deutschland und unserer Region.
Starnberger Seeleben: Was muss ein Produkt denn erfüllen, damit es Ihr Placet kriegt?
Boris Sembritzki: Spitzenqualität und etwas Eigenes, Interessantes. Wir wollen hier im Laden Produkte bieten, die richtig gut und ausgefallen sind. Etwas, das einen überrascht, vielleicht ungewohnt ist oder ungewöhnlich.
Starnberger Seeleben: Exklusiv?
Boris Sembritzki: Ja auch, aber nicht im Sinn von abgehoben, überkandidelt oder überteuert. Exklusiv in der Bedeutung von „besonders in Art und Qualität, kleine, bemerkenswerte Entdeckungen“.
Starnberger Seeleben: Okay, und konkret: welche Kriterien sind entscheidend?
Boris Sembritzki: Eigentlich nur vier. Wie gesagt: wirklich gute Qualität. Optik und Aufmachung, die ansprechen und überzeugen. Ob Käse, Schinken oder Wein – was sich hier trifft, soll das bieten, und gleichzeitig in einem vernünftigen Preisrahmen stehen. Außerdem sind die Menschen dahinter wichtig, die muss ich schon mögen.
Starnberger Seeleben: Ist das wirklich wichtig, dass die Menschen hinter einem Produkt sympathisch sind? Und was ist mit der viel zitierten Nachhaltigkeit?
Boris Sembritzki: Sympathie ist sogar sehr wichtig. Jedes Produkt ist immer mit seiner Herkunft verbunden. Woher kommt es, warum wird es so und nicht anders hergestellt? Damit beantwortet sich die Frage nach der Nachhaltigkeit von selbst, sie ist selbstverständlicher Produktbestandteil. Genauso selbstverständlich muss die Beziehung zu den Herstellern und Lieferanten passen. Wir stehen regelmäßig persönlich in Kontakt, da muss es rundlaufen.
Starnberger Seeleben: Und wenn das mal nicht der Fall ist? Wie gehen Sie selbst mit Kritik um?
Boris Sembritzki: Menschen sagen nicht so gern Negatives. Lob erfahre ich also öfter. Das freut mich natürlich, aber Kritik ist mir mindestens genauso wichtig. Denn nur wenn ich erfahre, was nicht geschmeckt hat oder wo ich mit einer Empfehlung daneben lag, kann ich erfassen, woran es liegt und damit für den Kunden arbeiten.
Starnberger Seeleben: Apropos Lob: worüber freuen Sie sich besonders?
Boris Sembritzki: Das schönste Lob kommt ohne Worte aus: jede Kundin, jeder Kunde, der wiederkommt, bestätigt, dass unser Plan, ihn kulinarisch glücklich zu machen, aufgegangen ist. Viele Stammkunden geben uns für ihre Gästerunden auch eine Wildcard. Das ist ein ultimativer Vertrauensbeweis, der happy macht und zugleich verpflichtet, unser Niveau nie zu verlassen.
Starnberger Seeleben: So eine Wildcard umfasst dann auch das Pairing mit passenden Getränken?
Boris Sembritzki: Ja genau. Bei Stammkunden weiß ich, worauf sie dabei Wert legen. Ob das Pairing zum Beispiel eher harmonisch oder kontrastierend ausgelegt sein soll. Wir richten dann die Weine, Prosecco und Champagner, passend zum Essen aus.
Starnberger Seeleben: Hat Champagner denn noch Konjunktur?
Boris Sembritzki: Ja, schon. Die Pandemie mit ihren Lockdowns hat auch dazu geführt, dass Essen und Trinken auf der Bedeutungsskala für gutes Lebensgefühl deutlich nach oben gewandert sind.
Starnberger Seeleben: Wird dieses Bedürfnis von der Münchner Feinkostwelt nicht umfassender beantwortet, als Starnberg das bieten kann?
Boris Sembritzki: Klar, München hat sicher mehr Feinkostläden, und es soll und kann jede/r einkaufen, wo er bzw. sie es am liebsten mag, aber wer durch Starnberg läuft, findet hier alles, was man sich wünschen kann. Ob Fleisch, Fisch und Meerestiere, Gemüse, Obst und Backwaren. Ich finde, wir haben hier in Auswahl und Frische ein großartiges Angebot. Zu dieser Riege gehöre ich gerne und ich kenne übrigens etliche Münchner, die lieber zu uns rausfahren, weil das Einkaufen hier weniger hektisch und angenehmer ist.