Mehr als nur Pillen: Warum Apotheken vor Ort unersetzlich sind

Das Gesundheitsgespräch 2025.

Immer mehr Bürokratie in Arztpraxen, wachsende Online-Konkurrenz und neue Aufgaben für Apotheken – wie wirkt sich das auf die Gesundheitsversorgung vor Ort aus? Wir haben Dr. Sebastian Baehs (Stadt-Apotheke Starnberg) gefragt, was das für den Alltag bedeutet.

Starnberger Seeleben: Ärzte beklagen, durch mehr Bürokratie weniger Zeit für Patienten zu haben. Führt diese Lücke dazu, dass mehr Fragen in die Apotheke getragen werden?

Dr. Sebastian Baehs: Die Zunahme an Bürokratie ist ein Problem, das sich durch viele Bereiche zieht. Mehr individuelle Fragen bleiben unbeantwortet und der Erklärungsbedarf steigt – nicht nur in den Arztpraxen, sondern auch in den Apotheken. Nicht nur in den Praxen, auch bei uns verkompliziert die Bürokratie Abläufe. Viele gesetzliche Krankenkassen haben beispielsweise zahlreiche Einzelverträge für die Abgabe von Heil- und Hilfsmitteln etabliert sowie unterschiedlichste Online-Portale. Diese Systeme verursachen erheblichen Mehraufwand für Apotheken. Infolgedessen ziehen sich immer mehr Apotheken aus der Hilfsmittelversorgung zurück, wodurch sich das Angebot für die Patienten in der Fläche zunehmend ausdünnt.

Starnberger Seeleben: Aber das E-Rezept läuft mittlerweile reibungslos?

Dr. Sebastian Baehs: Grundsätzlich ja, aber nach wie vor gehen Rezepte verloren, sind noch nicht vom Arzt freigegeben, wenn der Patient sie bereits in der Apotheke einlösen will, oder Nachfragen sind erforderlich – zum Beispiel, weil ein verordnetes Medikament aktuell nicht lieferbar ist.

Starnberger Seeleben: Gutes Stichwort: Eine direkte Nachfrage beim Arzt ist bei einer Online-Apotheke nicht möglich. Wie wichtig ist die direkte Verbindung zwischen Arzt und Apotheke aus Ihrer Alltagserfahrung?

Dr. Sebastian Baehs: Sehr wichtig. Dieser Dreiecks-Dialog zwischen Patient, Arzt und Apotheker ist ein ganz wichtiger Faktor für die Versorgungsqualität. Als reinen Medikamentenlieferanten fehlt Online-Apotheken dieser Baustein zur Patientenbetreuung. Unsere Ethik als Heilberufler ist grundlegend darauf ausgerichtet, helfende Ergänzung zu leisten. Wir sehen die individuelle Situation und halten, wenn nötig, direkt mit einem Arzt Rücksprache. Damit kann manches sofort geklärt oder ein Rezept gleich korrigiert werden.

Starnberger Seeleben: Online-Apotheken sind aber häufig günstiger – heißt es zumindest oft.

Dr. Sebastian Baehs: Verschreibungspflichtige Medikamente sind preisgebunden, kosten also stationär wie online gleich viel. Freiverkäufliche Produkte können sich preislich unterscheiden. Während der Corona-Zeit, als manche Produkte nicht lieferbar waren, wurden sie online teilweise sogar teurer angeboten als vor Ort. Wer außerdem auf die Angebote in unserem regelmäßigen Monatsflyer achtet oder per Kundenkarte bei uns registriert ist, profitiert auch stationär von Preisvorteilen.

Starnberger Seeleben: Ergänzend zum stationären Laden bieten Sie auch einen kostenfreien Botenservice – wie funktioniert das?

Dr. Sebastian Baehs: Unser Botendienst ist die konsequente Fortführung dessen, was ich vorhin „helfende Ergänzung“ genannt habe. Ob Sie mit Grippe im Bett liegen oder aus anderen Gründen nicht in die Apotheke kommen können: Wir liefern zweimal täglich Bestellungen aus. Rezepte können auch von der Arztpraxis direkt zu uns in die Apotheke übermittelt werden. Mit oder ohne Rezept – ein Anruf genügt.

Starnberger Seeleben: Der Botendienst ist nur einer Ihrer Zusatz-Services. Apotheken dürfen inzwischen mehr gesundheitliche Unterstützung leisten, z. B. Medikationsanalysen oder Inhalationstraining für Asthmatiker – wie wird das angenommen?

Dr. Sebastian Baehs: Die Zusatz-Services, die wir anbieten dürfen, sind ein sehr guter Weg zu besserer Patientenversorgung. Dazu gehört eine ganze Reihe weiterer Leistungen, Messungen und Tests. Gerade die beiden angesprochenen sind gute Beispiele für direkte Patientenhilfe. Für Asthmatiker ist die richtige Nutzung des Inhalationsgeräts therapieentscheidend. Mit einer Medikationsanalyse ist das genauso: Die Zusammensetzung an Medikamenten kann auch negative Wirkungen haben. Manchmal reicht es schon, wenn man sich mit Vitaminen zusätzlich etwas Gutes tun will, die dann aber andere Wirkstoffe einer bestehenden Medikation blockieren. Hier hat unsere fachliche Hilfe Patienten schon oft großen Nutzen gebracht.

Starnberger Seeleben: Apropos bessere Patientenversorgung: Was bringt die Zukunft im Gesundheitswesen? Gibt es z. B. Hoffnung auf bessere Medikamentenverfügbarkeit?

Dr. Sebastian Baehs: Bei der Medikamentenverfügbarkeit werden uns Lieferengpässe noch längere Zeit begleiten. Die Abhängigkeit von der Produktion im Ausland lässt sich nicht von heute auf morgen rückgängig machen. Und zu den Preisen, zu denen im Ausland produziert wird, wäre Produktion aus vielerlei Gründen derzeit hier auch nicht möglich. Immerhin versucht man, Deutschland als Forschungsstandort wieder zu stärken, das ist ein Weg in die richtige Richtung. Für alles, wo wir selbst aktiv werden können, sieht es besser aus. Wir bieten unseren Kunden und Patienten jetzt schon einen Rundum-Versorgungs-Service – vom stationären Laden über Vorbestellung und Abholung an unserem Abholterminal bis hin zum Botendienst – und über die gesund.de-App sogar, wenn Sie im Urlaub sind.

Bildhinweis/Fotos: Dr. Sebastian Baehs, Stadt-Apotheke Starnberg